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Interview mit der Handelszeitung im Dez 2013
Handelszeitung: Welche Faktoren in und rund um Power Point erschweren gelungene Präsentationen mit diesem Programm?
Pöhm: Der Lesezwang. Sobald Text eingeblendet ist, müssen wir lesen. Wenn aber der Text vorher zu sehen ist, dann kann keine Spannung mehr entstehen. Das ist betreutes Lesen!
Die Substantivierung. Ein umgangssprachlich authentisch gesprochener Satz wird zu hauptwortlastigen Bürokratensätzen zerstückelt. Z.B.: „Erkennen der Wischnotwendigkeit bei Benetzung der Frontscheibe.“ So redet kein normaler Mensch, aber sowas wird dann abgelesen.
Wie beim Fussball liegt die Wirkung nicht im fertigen Ergebnis, sondern die Wirkung liegt im ENTSTEHEN des Ergebnisses. PPt verletzt diesen Grundsatz.
PPt unterbricht den Energieaustausch zwischen Redner und Publikum. Das kann man in der direkten Gegenüberstellung nachweisen.
Sie können Menschen nicht bewegen, wenn Sie sich nicht selbst bewegen. Ppt rückt Sie aus dem Zentrum des Auditoriums und limitiert Ihre Bewegungen auf das Weiterklicken.
Handelszeitung: Gibt es Alternativprogramme, die Sie empfehlen würden?
Pöhm: Nein. Weder Prezi noch Keynotes noch irgend ein digitales Programm in der Zukunft werden einen ECHTEN Menschen in der Wirkung schlagen, der sich im Zentrum der Aufmerksamkeit bewegt.
Menschen überzeugen, nicht technische Hilfsmittel. Wenn der Redner sich selbst nicht bewegt, dann kann er auch das Publikum nicht bewegen. Das war immer so und das wird auch immer so bleiben. Ich empfehle das Flipchart. Das schlägt PPt um Längen in der Wirkung.
Handelszeitung: Warum hält sich dieses Programm so hartnäckig bei so vielen Präsentationen im Geschäftsleben und darüber hinaus?
Pöhm: Das ist wie bei Galileo Galilei, der behauptet hat, die Erde dreht sich um die Sonne und nicht umgekehrt. Die Inquisitoren hätten die Messungen von Galileo überprüfen können, das taten sie aber nicht, weil sie dem Glaubenssatz nachhingen: „Es steht in der Bibel, und Gott täuscht sich nicht. Das müssen wir nicht überprüfen.“ Der Glaubenssatz bei den PPt-Adventisten lautet: „Es hängt nicht an Ppt sondern am Redner“. Und wie bei Galileo überprüft keiner, ob das wirklich stimmt.
Ich habe diese direkte Gegenüberstellung von PPt und Flipchart hundertfach gemacht und erkennen müssen, dass es nicht am Redner liegt, sondern am Instrument.
Ausserdem spielt die Angst vor Neuem eine grosse Rolle. PPt ist bekannt, Flipchart ist in der Anwendung unbekannt.
Handelszeitung: Welche Ziele haben Sie mit Ihrer Anti-Power Point Partei in der nächsten Zeit?
Pöhm: Die Partei gibt es nur, um Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Es fehlen nur noch 170 Mitglieder, dann sind wir mit 3300 Mitgliedern die 8 Stärkste Partei der Schweiz und haben die Grünliberalen von den Mitgliederzahlen überholt. Langfristig will ich die SP mit 35‘000 Mitgliedern überholen. Wir haben weder Beitragsgebühren noch Länderbegrenzungen. Jeder in der Welt kann Mitglied werden. 2011 bei den Nationalratswahlen hatten wir 4900 Stimmen auf uns vereinigt. 2015 bei den nächsten Nationalratswahlen visieren wir 10‘000 Stimmen an.
Handelszeitung: Gibt es weitere Präsentationsfehler, die Ihrer Meinung nach im Wirtschaftsleben häufig vorkommen?
Pöhm: Jetzt kommen wieder die Jahres-End Konferenzen und Bilanz Meetings. Da sitzen hunderte von Mitarbeitern und die werden lückenlos mit PPt eingeschläfert. Da wird jedes Produktsegment, mit jeder Unterspezifikation, in jeder Regionalverteilung in endlosen Tabellen abgespult. Die Anwesenden schweifen mit ihren Gedanken spätestens nach 10 Minuten ab. Motivation wird nicht aufgebaut, sondern vernichtet. Ich habe einmal die Stundenlöhne der Zwangsanwesenden bei diesen motivationstötenden Veranstaltungen schweizweit hochgerechnet. Ich kam auf einen Betrag von 200 Millionen Franken, der dort verbrannt wird. So etwas sollte eigentlich aus volkswirtschaftlichen Gründen verboten werden.
Handelszeitung: Gibt es sonst noch einen oder mehrere Aspekte, die man in Bezug auf Power Point und seine Schwächen kennen sollte?
Pöhm: In den Schulen, bei Lehrlingsausbildung und teilweise an Universitäten gibt es Punktabzug, wenn jemand ohne PPt präsentiert. Das ist eine Absurdität! Das ist so, als ob man bei der Weltmeisterschaft für 100 m Läufer, den Läufern Strafpunkte verteilt, wenn sie nicht mit Holzschuhen laufen. Man versucht eine Krankheit zur Pflicht zu machen.
Handelszeitung: Herr Pöhm, wir danken Ihnen für dieses Gespräch